Boden – Bodenfruchtbarkeit – Bodenfruchtbarkeitsfonds

    Ein sehr wichtiger Aspekt bäuerlicher Tätigkeit ist der Umgang mit Boden. Durch Übernutzung und unsensible Bearbeitung nimmt die Fruchtbarkeit unserer landwirtschaftlichen Böden vor unseren Haustüren und weltweit allerdings dramatisch ab. Das ist eine bedrohliche Nachricht, besonders für nachfolgende Generationen. Aber wie kann eine dauerhafte Bodenfruchtbarkeit und damit eine nachhaltige Ernährungssicherheit gewährleistet werden? Auf diese Frage haben wir theoretische und praktische Antworten gefunden, die wir mit unserem Projekt Bodenfruchtbarkeitsfonds seit sechs Jahren umsetzen.

    (Bilder: zVg / Bodenfruchtbarkeitsfonds) Ein gesunder und lebendiger Boden ist anpassungsfähiger.

    Zugespitzt formuliert kann man sagen, dass sich zwei gegensätzliche Auffassungen darüber durchgesetzt haben, wie mit Boden in der Landwirtschaft umgegangen werden sollte. Durch den Einsatz von synthetischem Stickstoffdünger, synthetischen Pestiziden und genmanipuliertem Saatgut versucht die industrielle Landwirtschaft, die Ernteerträge zu maximieren und kann hier auch, zumindest kurzfristig, eindrucksvolle Erfolge nachweisen. Allerdings wird immer deutlicher, dass die eingesetzten Giftstoffe nicht nur die Zielorganismen angreifen, sondern auch das Bodenleben sowie Vögel, Insekten, Wasserlebewesen und die menschliche Gesundheit. Und all das ist mit erheblichen volkswirtschaftlichen Kosten verbunden, die den Verursachern aber nicht in Rechnung gestellt werden. Ausserdem hat sich durch die Ausbreitung der industriellen Landwirtschaft auch eine starke Abhängigkeit der Bäuerinnen und Bauern von den Produkten der Agrarchemie entwickelt.

    «Mit dem Bodenfruchtbarkeitsfonds zeigen wir, dass sich der verhängnisvolle Trend der abnehmenden Bodenfruchtbarkeit umkehren lässt.»

    Hohe Ernteerträge und Schonung des Ökosystems
    Diesem Ansatz steht der Biolandbau gegenüber, der auf synthetische Pestizide, synthetischen Stickstoffdünger und genmanipuliertes Saatgut verzichtet. Hohe Ernteerträge bei gleichzeitiger Schonung des Ökosystems und dem Schutz der Artenvielfalt erreicht der Biolandbau im Wesentlichen durch die Förderung des Bodenlebens in Kombination mit schonender Bodenbearbeitung. In dem Buch «Das Gift und Wir», das wir als Bio-Stiftung Schweiz vor einigen Jahren herausgegeben haben, beschreiben Bauern industriell bewirtschaftete Böden, in denen nicht mehr viel Leben zu finden war (www.dasgiftundwir.ch/leseraktion).
    Die tatsächliche bäuerliche Praxis bewegt sich erfreulicherweise zunehmend zwischen diesen beiden Gegensätzen, weil auch immer mehr konventionell wirtschaftenden Bäuerinnen und Bauern klar wird, dass es überhaupt nicht in ihrem Interesse liegt, wenn das Bodenleben auf ihren Flächen geschwächt oder zerstört wird.

    Böden mit unterschiedlichen Lebewesen haben eine optimale Struktur.

    Was einen gesunden Boden ausmacht
    Denn ein gesunder und lebendiger Boden ist anpassungsfähiger gegenüber Extremwetterereignissen wie Starkregen und lange anhaltenden Dürreperioden, was einen positiven Einfluss auf die langfristige Ertragsstabilität hat. Er wird von unzähligen, sehr unterschiedlichen Bodenlebewesen bevölkert, die darin tätig sind und die ihm erst seine optimale Struktur geben. Mikroorganismen, Pilze, Einzeller, Fadenwürmer, Asseln, Gliederwürmer und Regenwürmer bilden zusammen eine symbiotische lebendige Einheit. Im Ergebnis entsteht durch die Vielfalt an Leben, ein gut durchlüfteter Boden mit krümeliger Struktur und hohem Humusgehalt, der sehr viel Wasser aufnehmen und auch halten kann und der alles enthält, was Pflanzen für ihre gesunde Entwicklung nötig haben.

    Wie der Bodenfruchtbarkeitsfonds funktioniert
    Mit dem Bodenfruchtbarkeitsfonds zeigen wir, dass sich der verhängnisvolle Trend der abnehmenden Bodenfruchtbarkeit umkehren lässt, wenn das Problem erkannt und ernst genommen wird und neue Kooperationsformen zwischen Landwirtschaftsbetrieben, Unternehmen, Stiftungen und Privatpersonen und letztlich auch dem Staat entwickelt und umgesetzt werden.

    Andy Kappeler vom Hof Kappeler in seinem Sojabohnenfeld mit Spatenprobe.

    Inzwischen arbeiten wir mit 30 Landwirtschaftsbetrieben aus der Schweiz, Deutschland, Österreich und Liechtenstein zusammen. Gemeinsam sorgen wir dafür, dass sich die Böden unserer Partnerbetriebe langfristig gut entwickeln können. Ebenfalls wichtig ist, dass Bäuerinnen und Bauern ihr Wissen und Können fortlaufend weiter entwickeln können. Dazu gehört auch die Forschung und die Kooperation mit anderen Initiativen.
    Auch die Stärkung des öffentlichen Bewusstseins für Bodenfruchtbarkeit als gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist uns wichtig, da sich ansonsten wohl nur wenig ändern wird. Und schliesslich haben wir Angebote zur gesellschaftlichen Mit-Verantwortung entwickelt, die genutzt werden können. Das betrifft insbesondere die finanzielle Förderung unseres Engagements für den Boden durch Stiftungen, Unternehmen und Privatpersonen.
    Inzwischen unterstützen uns 24 Botschafterinnen und Botschafter aus den Bereichen Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kunst und Bio-Verbänden, indem sie in ihren Netzwerken auf den BFF aufmerksam machen.
    9 Expertinnen und Experten stehen uns als Beiratsmitglieder bei Bedarf mit Rat und Tat zur Seite.

    Wenn Sie unsere Arbeit wichtig finden und unterstützen wollen, freuen wir uns, von Ihnen zu hören.

    Mathias Forster und
    Christopher Schümann,
    Bio-Stiftung Schweiz

    Mehr Infos unter:
    www.bodenfruchtbarkeit.bio


    Die Bio-Stiftung Schweiz ist eine operative Initiativ-Stiftung mit Gemeinnützigkeitsstatus. Sie bezweckt seit 1987 die Förderung eines umweltgerechten Landbaus sowie eines ökologischen Konsumverhaltens. Dies geschieht durch eigene Projekte und die Begleitung bestehender Initiativen. Im Gegensatz zu anderen Stiftungen schöpft die Bio-Stiftung Schweiz aus keinem eigenen Vermögen, sondern sammelt Spenden und betreibt aktiv Fundraising für ihre Aktivitäten.
    Zu Ihrer Mission schreibt die Stiftung: «Die Menschen der Bio-Stiftung Schweiz träumen von einer Welt, in der alle und alles im Dienste des Lebendigen handelt; in der uns die Folgen unseres Handels bewusst sind und wir nur das tun, was uns selbst, kommenden Generationen und anderen Lebewesen förderlich ist. Die Gesundheit von Erde, Natur, Tier und Mensch sind eng miteinander verbunden und voneinander abhängig. Stärken wir das eine, stärken wir gleichzeitig alles andere. Mit unserer Arbeit wollen wir Menschen stärken, denen die gesunde Entwicklung der Erde und Natur auch ein Anliegen ist. Wir arbeiten jeden Tag daran, dass dieser Traum mehr zur Wirklichkeit wird.»

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